Sie sind in einer Lebensphase, in der langsam etwas beginnt, was man einst Spätwerk nennen wird. Wie gehen Sie damit um, älter zu werden?

Ja, aber es gibt nicht das Spätwerk, wie das vielleicht bei Komponisten ist. Ich habe jetzt sechs Kinofilme  und 30 Fernsehfilme gemacht. Ich möchte gerne für mich den gültigen Kinofilm machen. Solange ich das noch will, bin ich hungrig und solange bin ich auch sicher vital. Wenn ich auch das Gefühl hätte, er wäre es, würde ich es mir wahrscheinlich ausreden und sagen, der war es auch noch nicht.
Ich kann mir auch vorstellen, dann zu sagen und jetzt möchte ich noch den und den Shakespeare spielen, den ich aus Altersgründen noch nicht spielen konnte. Was soll ich mit 30 den König Lear spielen. Aber das kann ich noch mit 70.
Mit 70 muss ich nicht mehr Regisseur sein. Da gibt es dann schon zwei Generationen, die nachgefolgt sind. Aber vielleicht auch das, auch Zinnemann und andere haben ja noch in hohem Alter Filme gedreht. Aber ich glaube, es gibt immer eine Art Chef d´Oeuvre und das ist nicht an einem selbst, das zu beurteilen. Das sagen dann andere. Aber einen für mich gültigen, den 100% am nächsten gekommenen, was immer das jetzt heisst, das wünsch ich mir selber.



Gibt es aus heutiger sicht noch etwas zu sagen zum Autorenfilm der späten 60er und 70er Jahre?

Ja, ich glaube das war ein wichtiger und konstruktiver Weg. Aus heutiger Sicht habe ich jedoch ähnliche Bedenken, wie über die 68er.
Da wurde schon 61/62 der Untergang der Filmwirtschaft gesehen, sprich Opas Kino, die von gewissenlosen Produzenten in diese Situation gebracht worden war, durch Entzug des Kapitals, die berühmten Tessiner Villen, daher der Ausdruck im Oberhausener Manifest. Das ist nicht in Ordnung, weil ein Film soviel Kapital einspielen muss, dass man in den Stand gesetzt ist, wieder einen Film zu machen und nicht durch Hauskapitalbildung es der Wirtschaft entziehen darf.
Aber dann ist so wenig Talent hochgespült worden und das hat dann geschadet.
Ich habe mit der Bewegung nie sehr viel am Hut gehabt, obwohl ich ja auch oft die Personalunion von Produzent, Autor und Regisseur innehatte. Aber das hatte so einen sektiererischen Touch und der ist dann 67/68 nochmal mit angeheizt worden. Da war dann auch nichts kritisierbares dabei. Da konnte irgendein Konvolut von Gedanken bebildert werden und sich Kunst nennen, und wer dagegen war, war ein Klassenfeind oder ein Imperialist, oder ein sonstiges Kapitalistenschwein.
Das war eine Diskussionsebene, die nicht mehr fruchtbar war. 
Aber ich denke, es gibt einen Autorenfilm. Als Einzelkämpfer muss ich natürlich sagen, da verstehe ich mich in der Ecke..., ob das jetzt "Jenseits der Stille" von Link ist oder " Il Postino", oder "Cinema Paradiso". Es gibt immer kleine Nischen, die was hochhalten. Das Kino der Emotionen.



Dez.97
Fortsetzung folgt



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